Editorial

Willkommen zur dritten Ausgabe unseres eZines Moving Interventions mit dem Titel „Involving oneself with an open heart - contemporary dance and (critical) whiteness“! 

Wir freuen uns, unsere Arbeit zu anti-rassistischen, postmigrantischen und dekolonisierenden Ansätzen weiterführen zu können, mit Kolleg*innen, Künstler*innen und Assoziierten der zeitgenössischen Tanzszene in Austausch zu kommen, und CHAKKARs als Plattform für moving interventions und Perspektivenvielfalt weiter etablieren zu können.

Keine Frage, diese Arbeit kommt mit finanzieller Unterstützung sehr viel besser zustande, daher an dieser Stelle herzlichen Dank an unsere Förderer - den Bayerischen Landesverband für zeitgenössischen Tanz/BLZT und das Kulturreferat der Landeshauptstadt München!

Letztes Jahr besprachen wir gemeinsam mit der Wissenschaftlerin Sabine Sörgel und der Tänzerin und Aktivistin Hannah Ma in einer “Kooperationsresidenz” im Rahmen einer Kooperationsförderung des BLZT zu  ‘contemporary dance and whiteness’ gearbeitet und uns zum “white gaze”:

Was bedeutet es, sich mit “weißen” Blicken auf Schwarze/IPOC - Tänzer:innen zu beschäftigen und über die Auswirkungen auf ihre Arbeit im Proberaum, auf der Bühne, ihre Selbstbetrachtung und vor allem Wahrnehmung ihrer Körper nachzudenken? 

Der ‘weiße Blick’ bleibt oft unmarkiert und für die Blickenden als “weiße Perspektive, [die] sich selbst als objektive, maßgebende Norm, die beobachtet, kategorisiert und benennt, unbewusst, [sieht]”. [1] Der ‘white gaze’ wurde bereits in den 1990er Jahren von Toni Morrison kritisch benannt und erklärt. Dieses "Weiss-Sehen" beinhaltet auch vielmals ein Nicht-Einbeziehen aller Sinne jenseits des Sehens und eine holistische Dimension der Fähigkeit (den/die Andere) wahrzunehmen anstatt ‘nur’ zu sehen.

Für wen tanzen wir also auf der Bühne?  Für welches Publikum produzieren wir als Tänzer:innen/Kurator:innen of Color in Deutschland? Wer rezipiert unsere kritische, anti-rassistische, dekolonisierende Arbeit? Wer sieht unsere nicht-weißen Körper auf der Bühne?  Auf welchen Blick werden wir auf der Bühne treffen - und wie können wir uns auf einen in rassistischen Strukturen und Sehgewohnheiten implizierten Blick vorbereiten, ja - wappnen? 

Unsere gemeinsamen Gespräche führten uns zu folgenden “20 Questions | 20 Fragen” die wir als Impulse zur weitergehenden Reflektion des “White Gaze’  zirkulieren möchten:

Für diese Ausgabe des eZine haben wir diese Impulsfragen an die eingeladenen Autor_innen weitergegeben und sie um ihre Positionen, Reflexionen und/oder Fragen zum "White Gaze" und "Critical Whiteness" in Bezug auf den Tanz gebeten.

Als Ergebnis versammelt diese Ausgabe des eZine drei Positionen von BIPOC-Künstlerinnen aus Deutschland und England sowie drei Positionen von weißen Künstlerinnen und Dramaturginnen, die alle kritisch über das Sehen und Gesehenwerden, aber auch über das Nicht-Gesehenwerden reflektieren. Außerdem führten wir ein Interview mit Sabine Sörgel.

Der Prozess der Auseinandersetzung mit den Texten war intensiv und zeigt einmal mehr, in welche aufwirbelnden Dimensionen dekolonisierendes Erzählen vordringt und wie sehr uns die Dekodierung (kritisch-weisser) Körperbeobachtungen/Beobachtungen von Körpern auf der Bühne herausfordert.

Unser aufrichtiger Dank geht an ZOE, Shivaangee Agrawal, Sabine Sörgel, Sarah Israel, Susanne Traub, Monika Lilleike und Tümay Kılınçel, darfur, dass sie diesem Prozess mit uns durchlaufen haben und damit zum eZine Beträge leisteten.

Eure Beiträge bestärken uns in der Weiterführung von Interventionen für den zeitgenössischen Tanz (in Deutschland). Gesellschaftliche Aushandlungsprozesse zur Überwindung struktureller Dominanz - auch im Tanz - sind zunehmend von “superdiversen” Perspektiven getragen.

Wir sind froh, von einer Vielfalt umgeben zu sein, die uns herausfordert, das "Weißsein" zu benennen, uns aber vor allem in unserem Wunsch bestärkt, dieses wenig ganzheitliche Konzept weiter zu überwinden, denn es gibt nicht die eine Sichtweise, es hat sie nie gegeben und es ist längst an der Zeit, den weißen Mainstream hinter sich zu lassen...

 

Schreibt uns gerne, wenn ihr die Beiträge lest, wirken lässt und Mitteilungsbedarf habt!

Wir danken für euren Support.

Herzlich,

Sandra Chatterjee & Sarah Bergh, mit Ariadne Jakoby

Impressum

Moving Interventions – eZine

Edited by / Herausgegeben von: Sarah Bergh and Sandra Chatterjee, with Ariadne Jacoby (CHAKKARs – moving interventions)

Translated by: Anja Tracksdorf (English to German), Sandra Chatterjee (German to English)

Design: Manoj Kurian Kallupurackal

Published by / Veröffentlicht von CHAKKARs – moving interventions.

Ausgabe 3: Marz 2024 // 3rd issue: March 2024

AUSGABE 3 // ISSUE 3: Involving oneself with an open heart – contemporary dance and (critical) whiteness.

Dieses Projekt wird ermöglicht durch den Bayerischen Landesverband für zeitgenössischen Tanz (BLZT) aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. Gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

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