Rite of Revival: Transforming pain, identities and bondings
Wir können jetzt vorwärts gehen
Nackt und verwundet
Und verherrlicht.
Wir können weitergehen
Nackten Fußes
Erhobenen Hauptes
Und den Platz überqueren.
Die Kreuzung des Glücks
Freiheit und Schmerz.
Die Kreuzung der Demut
Des Einsseins und der Würde
Und der Angst.
Wir sind die Kreuzungen
Wir werden unsere Körper überqueren
Und sie neu erfinden.
Schmerz und Überleben zelebrieren.
Wiederauferstehen.
Hinübergehen
Hinüberspringen
Von Seit‘ zu Seit‘
Über gegenüberliegende Seiten
Gegensätzliche Erinnerungen.
Wir sind das Hier und das Dort
Das Jetzt und das Damals.
Wir sind die Zeit.
Und wir sind Raum.
Dieser Raum.
Der momentane Raum
Des Seins und der Liebe.
LIEBE zu sein.
In diesem Bericht werde ich versuchen, schriftlich über eine performative Erfahrung zu berichten, die mit der Unterstützung meiner Co-Performenden zahlreiche Verflechtungen beinhaltet: Rite of Revival ist eine multimediale, interaktive Solotanzperformance, die im Wesentlichen auf der Verflechtung individueller und kollektiver Identitäten rund um die Themen Folter, physische Deformation und Entmenschlichung basiert. Die Performance ist unter Bezugnahme auf die Geschichte und den Kontext Ägyptens konzipiert und zielt darauf ab, das Gefühl der Verbundenheit und Zusammengehörigkeit wiederherzustellen, das während der Revolution vom 25. Januar 2011 gelebt wurde. Dieses Gefühl lässt sich wiederbeleben, um die Verbindung und Gleichmachung der Zuschauenden zu erleichtern, als Gegenstück zur historischen Objektivierung und zum exotisierenden Blick auf der Grundlage von Ethnie und Geschlecht . In dieser Hinsicht ist die Performance bereits eine Verflechtung von Zeiten, Positionen und Performativitäten und dabei zugleich auch eine Verflechtung zwischen der Solo-Künstlerin und dem Kollektiv der Zuschauenden sowie zwischen Zuschauenden als Individuum und dem Rest der Zuschauerschaft. Bei der Aufführung in Berlin im Jahr 2018 konnte die Performance um zwei zusätzliche Verflechtungsebenen erweitert werden: eine Verflechtung der ausländischen Performerin - ich bin Ägypterin - mit dem überwiegend einheimischen, deutschen Publikum und eine Verflechtung von Geschichten des Schmerzes. Dies ermöglichte die Entstehung neuer Dimensionen der Verflechtung von Fremdheit und Zuschauerschaft und von traumatischen Geschichten.
Dieser Text soll von der Tonspur der Performance begleitet werden, die den Hörenden bzw. Lesenden einlädt, Zeug:in einer stimmlichen, musikalischen und poetischen Erfahrung zu werden. So wird die Performativität der Performance nun als Hörstück neu erfunden.
Rite of Revival wurde im Dezember 2017 in Kairo mit Unterstützung von Tahrir Lounge/Goethe Institute und durch Amr Alis Texte inspiriert aufgeführt. Im Februar 2018 wurde es mit fünf Co-Performer:innen aus Deutschland, Österreich und Syrien unabhängig neu produziert und entworfen. Das Projekt ist als interaktives Tanzritual konzipiert, das einerseits physische Deformation, Verstümmelung und Folter innerhalb der Choreografie und des selbstverfassten Monologs erforscht und andererseits darauf abzielt, die Gemeinschaft der ZuschauerInnen als aktiven Partner:innen bei der Gestaltung der Live-Performance, ihrer Aktionen und Szenografie einzubinden. Die Performance war so konzipiert, dass die Zuschauer:innen als wesentlicher Teil dieses Rituals fungieren und eine aktive Rolle bei der menschlichen Verbindung und Transzendenz spielen, die sich innerhalb dieses Rituals ereignen und die als Medium der Heilung und Transformation wirken können.
Das Stück, das am 22. Februar 2018 im Gorki-Theater, Studio R, aufgeführt wurde, wurde von mir selbst choreografiert, verfasst und entworfen. Ich selbst fungiere auch als zentrale Figur, als Solodarstellerin, die die Körperlichkeit des gequälten Körpers projiziert und später als Medium für die Verflechtung von Schmerzen, Energien und Transzendenzen dient, mit dem Ziel, eine kollektive Energie zu erzeugen, die durch meine Anwesenheit als Medium oder Katalysator zustande kommt.
Stellungnahmen der Ko-Performenden:
Eva Balzer
„Ich erinnere mich an das Gefühl, mich in einem Zwischenraum zu befinden, einem Raum, in dem die Dinge gleichzeitig real und nicht real sind. Ein Raum irgendwo zwischen Theater und Alltagsleben, Realität.
Es ist nicht der Theaterraum, und dennoch ist er es. Es ist nicht Berlin/Deutschland, und dennoch ist es das , es ist nicht Kairo/Ägypten, und doch, ja, das ist es. Das sind nicht die Menschen, die ich kenne (ich spreche von den Menschen im Publikum, die ich kenne), und dennoch sind sie es. Man könnte hier von einem Übergangsbereich sprechen, in dem die Ordnung der Dinge nicht aufrecht erhalten wird. Ich erinnere mich daran, dass ich die Realität des Theaters und die Realität des Alltags gleichzeitig aufrechterhalten habe.
Ich erinnere mich, dass ich zwei Wahrnehmungen gleichzeitig aufrechterhalten habe: Das Gefühl des Verbundenseins und das der Distanziertheit. Distanziert nicht im Sinne von entkoppelt, sondern im Sinne der Möglichkeit, mich und das Geschehen von außen wahrnehmen zu können. Eine meditative Identität, innerhalb und außerhalb des Körpers zu sein. Ein verlängerter Arm von Nora zu sein und gleichzeitig Abstand zu ihrem Körper zu haben. Gleichzeitig Performerin und Regisseurin zu sein.
Die Zuschauer:innen. Irritiert. Außerhalb ihrer Komfortzone. In den Kreis hineingezogen. Verblüfft. Entfernt. Nah. Weit weg. Nah. Sie verhandeln ihr eigenes Dasein innerhalb der Gruppe der ZuschauerInnen. Sie fragen sich, wer sie sind und wo sie sind. In den Kreis hineingezogen.“
Andre Vollrath
Für mich als Darsteller boten die Proben und Aufführungen von Rite of Revival einen Raum, in dem ich mit vielen belastenden Emotionen wie Schmerz, Trauer und Angst in Kontakt kommen konnte. Es war ein Raum, der diese Emotionen nicht heraufbeschwor und mich in ihnen gefangen hielt, sondern der sie in ein Gefühl tiefer Verbundenheit und Befreiung verwandelte. Möglich war dies, weil die Performance von Anfang an eine Gemeinschaft schuf. Die Menschen waren dazu eingeladen, sich gemeinsam auf diese herausfordernde Reise zu begeben und nicht als einzelnes Individuum in der Dunkelheit sitzen zu müssen. Es war klar, dass es bei dieser Performance nicht allein um Nora Amin ging, der Künstlerin im Zentrum, sondern um eine Performance über uns, über ein geteiltes, tiefes Leiden, was sich in diesem Rahmen auf sehr mutige Art und Weise kommunizieren ließ.
Anfänglich konnte ich viel Verstörung und Unsicherheit in den Augen vieler Zuschauer:nnen erkennen. Es schien zu dauern, bis sie bereit waren, in diese Welt einzutauchen und sich auf diese Erfahrung einzulassen, die nicht ihren Erwartungen und den ihnen vielleicht bekannten Theatercodes entsprach. Im weiteren Verlauf der Aufführung kam es jedoch zu einer sehr starken Verschiebung von Energie. Die Menschen schienen weicher zu werden, ein Stadium zu erreichen, in dem alles fließt und gemeinsam geteilt werden will. Die Form des Kreises, die Projektionen, das gemeinsame Stück Stoff, die Musik und Nora Amins Performance machten es fast unmöglich, sich diesem Universum zu entziehen.
Als Performer:innen bestand ein Teil unserer Rolle darin, in energetischem Kontakt miteinander und mit Nora Amin in der Mitte zu stehen, um ein energetisches Netzwerk oder einen Rahmen zu schaffen, der die Erfahrung der Zuschauenden unterstützt. Für mich stellte dies gelegentlich eine Herausforderung dar, da wir auch mit der Führung der Besucher:innen beschäftigt waren und in der kurzen Zeit der Proben noch nicht alle notwendigen Schritte verinnerlicht hatten.
Ich hatte das Gefühl, dass der Aufbau des Rituals und Nora Amins Darbietung so stark waren, dass sie den gelegentlichen Mangel an Aufmerksamkeit und die hervorgerufenen Unsicherheiten zu kompensieren in der Lage waren. Trotzdem überkam mich bei dieser Premiere ab und an der Wunsch, Zuschauer sein zu dürfen, um ganz loslassen und diese wunderbare Erfahrung einfach erleben zu können.“
Pasquale Rotter
„Als Co-Performerin habe ich Nora Amin dabei unterstützt, das Publikum buchstäblich in einen kreisförmig angelegten Raum einzuwickeln, in dem das Trauma ausgepackt, durchlebt und schließlich transformiert und geheilt wird – wie bei einem Ritual. Es handelt sich dabei um einen Raum, der sich gleichzeitig gehalten und begrenzt anfühlte, da wir uns eine intensive und intime Verbindung sowie Klarheit über den Rahmen verschaffen müssen, um Raum für diese Art von performativem Ritual und für alle Beteiligten zu schaffen. Unsere Verbindung - in Form eines weißen Tuchs - spiegelte den Schmerz, das Entsetzen und die Kraft wider, die auf uns Performer:innen durch Schatten und Licht zurückprojiziert wurden. Nirgendwo war Platz, um sich zu verstecken, für niemanden. Die kreisförmige Anordnung symmetrisch zu den anderen Co-Performer:innen gab mir einerseits das Gefühl, Raum zu beanspruchen und zeitrelevante traumatische Aspekte zu benennen, andererseits eine jenseits von Zeit, Raum und Ausrichtung liegende Verbindung zu Nora Amin herzustellen. Als Afro-Österreicherin dieses Stück in Deutschland aufzuführen, einem Ort mit besonders starken Erfahrungen mit Verleugnung, Ordnung, Hierarchie, Strenge und Entkörperlichung, um nur einige relevante zerstörerische Kräfte zu nennen, war eine wirklich eindrucksvolle Erfahrung, die mir nachhaltig Hoffnung auf gesellschaftliche Veränderung gemacht hat.“
Anmerkung der Schöpferin des Projekts, Nora Amin:
Die Performance wurde aus mehreren Gründen als Ritual erdacht und konzipiert:
– Sie ist von der Form eines Kreises inspiriert, der eng mit Ritualen aus meinen arabischen und ägyptischen Kulturen verbunden ist, wie Halaka, Zâr, Street Performances oder Hâdra. Die Gemeinschaft, die sich in einem Kreis oder in Kreisen versammelt, lässt sich gewissermaßen als räumlicher Aspekt eines Rituals beschreiben.
– Sie beruht auf Kommunikation, Zirkulation, Kanalisierung und Projektion von Energie. Der Kreis erleichtert und unterstützt die Zirkulation von Energie und schafft eine Verbindung zwischen den Teilnehmenden und Zuschauenden, eine Verbindung, die das Wesen eines kollektiven Rituals definiert und somit die Grundlage für eine menschlich gleichberechtigte und miteinander in Verbindung stehenden Gemeinschaft legt, die das Ritual schafft und entwickelt.
– Sie enthält sehr spezifische, systematische und kalkulierte Handlungen, die regelmäßig, anhaltend und rhythmisch wiederholt werden müssen. Da jedes Ritual Wiederholungen, wiederkehrende Handlungen und eine Art kollektiv übernommenes, körperliches Verhalten beinhaltet, nehmen die Handlungen der Zuschauenden die Form ähnlicher, sich wiederholender Einzelhandlungen an, die von allen zweihundert Zuschauer:innen wiederholt werden. Gleichzeitig werden diese individuellen Handlungen von einer Person zur anderen weitergegeben und kommuniziert, was zu einer Art individueller, innerer Partnerschaft zwischen jeweils zwei Zuschauenden führt. Diese sich von der ersten bis zur letzten Person übertragende konstruktive und sich wiederholende Zusammenarbeit lässt eine geradezu kollektiv erlebte ,aktive Körperlichkeit entstehen. Verstärkt wird dieser Effekt durch visuelle Aspekte dieser Performance in Form eines Stoffstücks, das alle Zuschauenden an die nächste Personweitergibt. Die Hände und Arme der Zuschauenden, die das Stoffstück halten, werden so Teil des Szenenbilds, das symbolisch die Verbindung aller Besuchendensymbolisiert. Auf darstellerischer Ebene verwandelt sich das Weiterreichen des Stoffs, der irgendwann einen Kreis bildet und von allen gehalten wird, zu einer aktiven, performativen Handlung der Zuschauenden. Die menschliche und emotionale Verbindung wird materiell über den weißen Stoff symbolisch übersetzt, man könnte auch von einer symbolischen Visualisierung eines eingepackten Schmerzes sprechen, davon, wie die Geschichte jedes Einzelnen materialisiert ist und wie das Aussehen des Raumes verändert werden kann.
Einerseits werden hier die Praktiken des Tanzes und der Performance den Zuschauenden nähergebracht, die buchstäblich zu aktiven Partner:innen und Mitwirkenden bei der Schaffung des Rituals und seines Miteinanders werden.
Andererseits geben die Praktiken der Verflechtung hier vor allem Raum für die Verflechtung zwischen den Zuschauern durch ihre Handlungen über das Medium Stoff verflechten, über die Art und Weise, wie der Stoff ihre Emotionen und persönlichen Projektionen transportiert und wie sie den Stoff an andere weitergeben, bis er gemeinsam hochgehoben wird und eine kreisrunde Leinwand für die Videoprojektionen bildet. Die Zuschauenden setzen ihre kollektiven Aktionen ein und entwickeln sie weiter, um die Performance um einen neuen szenografischen Aspekt zu erweitern, der eindeutig Zeugnis ablegt und visuelle Bezüge zu einem Zeugnisakt aufweist.
Alle Aktionen der Zuschauenden werden von fünf Co-Performenden oder Assistenz-Performenden unterstützt, die während des Rituals als Zeremonienhelfer:innen fungieren, den gleichen Stoff und die gleiche Farbe tragen und untereinander und zur Solo-Performerin eine starke Bindung haben. Ihre Energiekanalisierung und -bindung hält und trägt den Raum und steuert die kollektive Energie der Zuschauenden. Die Bindung, die die fünf Co-Performer:innen mit mir teilen, garantiert ein Netzwerk und ein strahlendes Fließen, das den ganzen Kreis bedeckt und die Kommunikation und die gemeinschaftliche Transzendenz verstärkt.
Das Publikum hatte vielleicht etwas anderes erwartet, als es Eintrittskarten für eine Performance einer ägyptischen Frau erwarb. Vielleicht kannten einige meine Arbeit bereits und betrachteten die Performance als künstlerische Arbeit ohne jegliche Etikettierung, aber ein anderer Teil des Publikums hatte definitiv Erwartungen, die mit dem Etikett verbunden waren, dem Etikett des Migrant:innenkörpers, des geschlechtlichen Körpers, des arabischen Körpers und daher — vielleicht — des exotischen Körpers. Meine primäre Absicht war nicht, eine Performance zu kreieren, die meinen Körper oder die Wahrnehmung der Zuschauer dekolonisiert. Meine ursprüngliche Absicht lag darin, ein Tanzritual zu schaffen, das den Schmerz wiederbelebt und auf Heilung ausgerichtet ist. Es war Teil meines lebenslangen Projekts Performing Trauma, das mir später eine Valeska-Gert-Gastprofessur einbrachte. Es ging auch darum, das Gemeinschaftsgefühl unter den Zuschauenden als Mikrokosmos der größeren Gesellschaft wiederzubeleben. Aber wie sollte mir das gelingen, wenn ich bereits einen stigmatisierten Körper und eine etikettierte Identität habe? Wie könnte es mir gelingen, eine Tanzpraxis der Verflechtung, der Transzendenz und der menschlichen Verbundenheit zu schaffen, wenn meine bloße Anwesenheit bereits mit einer Geschichte und einem Bewusstsein von Spaltung, Diskriminierung, Hierarchie und Voyeurismus verbunden ist oder diese auslöst? Wie kann ich die Zuschauer:innen dazu anregen, ihre westliche und weiße Zuschauer:innenposition zu verlassen und sich auf Augenhöhe mit mir zu positionieren? Als gleichberechtigte Menschen?
Die darauf folgenden Erkenntnisse waren extrem bedeutsam für die endgültige Formulierung meines Verständnisses meiner Rolle als Performerin und für das Verständnis der Performance für den Blick der Zuschauenden auf mich, die weibliche Soloperformerin. Diese endgültige Formulierung beinhaltet die Erkenntnis, dass ich meine Position vom Angesehen-Werden umkehren musste, um zu den Zuschauenden zurückzuschauen. Zurückschauen bedeutet, Gleichheit im Blick zu schaffen, das Publikum zu sehen und ihm die Möglichkeit zu geben, zu erkennen, dass auch sie angeschaut werden. Dieser Vorgang erzeugt Gegenseitigkeit, hebt Trennung und Hierarchien auf und verwandelt den Akt des Anschauens in einen Akt des Austauschs und Teilens. Die Soloperformerin sollte sich so positionieren und ebenfalls zur Zuschauerin des Rituals werden, zur Zuschauerin der Zuschauenden, um so das gesamte Konzept von der Zuschauer:innenschaft und des Blicks in eine Dimension der Gleichheit und des menschlichen Austauschs zu verschieben. In eine Dimension, die die unmittelbaren Botschaften, die gesendet und empfangen werden, begrüßt, also jene Botschaften, die den momentanen Energiefluss und das Vorankommen der Aufführung prägen.
Eine weitere grundlegende Erkenntnis ergab sich im Schlussteil der Performance, in der ich eine persönliche Begegnung mit allen Zuschauenden habe. Ich gehe durch alle Kreise, blicke jedem/jeder Zuschauer:in in die Augen und streichle jede Hand. Diese unmittelbare physische und sensorische Dimension in der Beziehung zu jedem/jeder Zuschauer:in bestätigt die emotionale Verbundenheit, hebt Hierarchien und Entfremdung auf und strahlt Menschlichkeit aus. Diese Menschlichkeit ersetzt eine Geschichte des Andersseins und der Objektivierung und macht schließlich einen Weg zur Heilung durch den Gemeinschaftsgeist und die kollektive menschliche Bindung frei.
Am Ende der Performance verschwindet die Solodarstellerin, und die Zuschauenden sammeln den Stoff ein, legen ihn an ihren Platz und verlassen den Raum in Gruppen. Hoffentlich machen sie sich das Ritual zu Eigen und identifizieren sich mit der Kraft der Performance als Ritual und der Kraft der Gemeinschaft neu. Es ist diese Macht, der es gelingt, den Körper der migrantischen Performerin zu dekolonisieren. Zuerst aber muss bzw. müssen der Körper, oder die Körper der Zuschauenden dekolonisiert werden. Ermöglicht wird dies durch ein Wiederaufleben ihrer menschlichen Bindung zueinander und damit auch zu der migrantischen Performerin, die damit keine Migrantin mehr ist, und zur Performance, die nicht mehr als Import abgestempelt werden würde.
Rite of Revival
A Multimedia Interactive Solo Dance Performance
Scripted, performed & directed by Nora Amin
With co-performers: Eva Balzer, Pasquale Rotter, Alina Amer, Julia Lemmle & André Vollrath
Live drums & kajoon: Tamer Essam
Recorded violin: Ayman Asfour (and composition)
Sound track design and composition: Nader Sami
Sound, light and video technician: Maged Monir
Video design: Ibrahim Ghareib
Presented at Studio R, Maxim Gorki Theater
22 February 2018
Zitiervorschlag
Amin, Nora. 2021. “Rite of Revival” In: Moving Interventions 1: Ambiguous Potentials // Performative Awakenings, December 2021. Edited by / Herausgegeben von: Sarah Bergh and Sandra Chatterjee, with Ariadne Jacoby (CHAKKARs – Moving Interventions), copyedited by: Veronika Wagner. Published by / Veröffentlicht von CHAKKARs – Moving Interventions.
Über die Autorin
Egyptian performer, choreographer, theatre director & author living in Berlin. In her choreographic work and in her writing/research, she adopts a feminist perspective and searches for personal authorships and signatures that can transform dance/performance into either a political medium of resistance or a field of intersectional healing. Throughout her work, she uses critical discourse to dismantle colonial patterns recycled in dance pedagogy and knowledge, or to construct an authentic choreographic language that reflects on the journey of identity through oppression, objectification and shaming. Her most recent book, Dance of the Persecuted, reconstructs the history of Baladi dance in Egypt from a feminist perspective linking coloniality with capitalism and patriarchy. Founder of the nation-wide Egyptian Project for Theatre of the Oppressed and its Arab network (Lebanon, Morocco & Sudan), board member of the German Centre of the International Theatre Institute, and member of the scientific & advisory board of the Barba Varley Foundation in Denmark. (Photo by Ehab Abdellatif)
Nora Amin
Berlin